SCHWARZWALDRADIO
Musik

Eurovision Song Contest: die schrillsten Momente

Was 1956 begann, schlägt bis heute Millionen Musikfans international in den Bann: Der einstige Grand Prix Eurovision de la Chanson, seit 2001 schlicht „Eurovision Song Contest“, macht sich nun zum 69. Mal startbereit. Am 11. Mai 2025 findet die Eröffnungszeremonie in Basel statt, von 13. bis 17. Mai laufen die Halbfinal-Shows und das große Finale.

Auch bei SCHWARZWALDRADIO blicken wir mit Spannung auf den nächsten ESC, denn viele Jetzt-schon-Oldies wurden bei diesem Event einst geboren. Als ausgesprochener Oldie-Radiosender schauen wir aber auch liebend gern – oft leicht verträumt – zurück in unser Album der Erinnerungen. Der „Grand Prix“ hat dort manche schrille Note hinterlassen.

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1. Der allererste Song Contest Eurovision: das zarte Fundament

Wann und wo war das? 24. Mai 1956 in Lugano, Schweiz

Diese Stars waren dabei: Freddy Quinn mit „So geht das jede Nacht“, Lys Assia mit „Refrain“ und fünf weitere Interpretinnen und Interpreten

Warum wir uns daran erinnern: Tanzen auf der Bühne war verpönt, die „oberflächliche Unterhaltungskultur“ der Amerikaner sollte beim heiligen ESC keinen Einzug halten. Die sieben teilnehmenden Länder präsentierten je zwei Songs, jeder von ihnen maximal dreieinhalb Minuten lang, die Interpretinnen und Interpreten steif am Mikro stehend. Naja, egal, das Publikum hörte ohnehin hauptsächlich per Radio zu.

 

2. Céline Dions Karrierestart

Wann und wo war das? 30. April 1988 in Dublin, Irland

Diese Stars waren dabei: Céline Dion mit „Ne Partez Pas Sans Moi“ und 20 weitere Interpretinnen und Interpreten

Warum wir uns daran erinnern: Diese Stimme ging schon damals durch und durch! Céline Dion mit modischer Dauerwelle und Tüllröckchen schmetterte ihren Gänsehauthit nicht für ihr Heimatland Kanada, sondern für die Schweiz ins Mikro. Damals musste nur der Songwriter aus dem teilnehmenden Land stammen, und das waren die Schweizer Atilla Şereftuğ und Nella Martinetti. Keine Überraschung: Céline hat gewonnen!

 

3. Der La la la-Skandal

 
Wann und wo war das? 6. April 1968 in London, UK

Diese Stars waren dabei: Massiel mit „La, la la“ und 16 weitere Interpretinnen und Interpreten

Warum wir uns daran erinnern: Das Siegerlied der Spanierin Massiel sollte ursprünglich Joan Manuel Serrat vortragen, und zwar teils auf Katalanisch. Das Franco-Regime unterdrückte damals die katalanische Sprache und ersetzte den Interpreten entsprechend. 2008 behauptete eine spanische Dokumentation, General Franco habe Stimmen für den Prestige-Sieg gekauft. Keine schöne Geschichte, aber auch das gehört leider dazu. 

 

4. Dustin, der Truthahn als ESC-Star

 
Wann und wo war das? 20. bis 24. Mai 2008 in Belgrad, Serbien

Diese Stars waren dabei: Dustin the Turkey mit „Irelande Douze Pointe“ und 42 weitere Interpretinnen und Interpreten

Warum wir uns daran erinnern: Eine Truthahn-Handpuppe aus einer irischen Kindersendung gab in ihrem Song typische ESC-Klischees zum Besten und trat damit immerhin im Halbfinale an. Ehemalige ESC-Sieger wie Johnny Logan und Dana kritisierten den Auftritt als „Hohn auf den Wettbewerb“ – doch die Fans liebten das Federvieh. Ins Finale schaffte es das singende Geflügel aber nicht. 

 

5. Erster Hard-Rock-Sieg – im Monsterkostüm

 
Wann und wo war das? 18. bis 20. Mai 2006 in Athen, Griechenland

Diese Stars waren dabei: Lordi mit „Hard Rock Hallelujah“ und 36 weitere Interpretinnen und Interpreten

Warum wir uns daran erinnern: Das hatte der ESC bis dato noch nicht gesehen: Fiese finnische Hardrocker in Monsterkostümen mit einem geflügelten Sänger bevölkerten die Bühne und rockten sich damit tatsächlich auf den ersten Platz. Damit war schlussendlich jede Spießigkeit besiegt. 

 

6. Die singenden russischen Babuschkas

Wann und wo war das? 22. bis 26. Mai 2012 in Baku, Aserbaidschan

Diese Stars waren dabei: Buranovskiye Babushki mit „Party for Everybody“, Loreen mit „Euphoria“ (Siegerlied aus Schweden) und 40 weitere Interpretinnen und Interpreten

Warum wir uns daran erinnern: Russische Großmütter, die in historischer Tracht auf der Bühne fröhlich Kekse backen und dann zur Partymusik völlig ausflippen: Mal ehrlich, damit hat trotz aller schriller ESC- Auftritte niemand gerechnet! Die Omas schafften es sogar hinter Siegerin Loreen auf den zweiten Platz. Wer wollte da nicht mitfeiern?

 

7. „Engelsgesang“ mit Heliumstimme

 
Wann und wo war das? 22. bis 24. Mai 2008 in Belgrad, Serbien

Diese Stars waren dabei: Sébastian Tellier mit „Divine“ und 42 weitere Interpretinnen und Interpreten

Warum wir uns daran erinnern: Um die hohen Töne in seinem Lied zu treffen, inhalierte der für Frankreich auftretende Sébastian Tellier auf der Bühne Helium aus einem Wasserball. Der zottelhaarige, bärtige Sänger brachte außerdem fünf schwarz gekleidete Kopien seiner selbst als Background-Sänger mit. Man wusste nicht, ob man hin- oder wegsehen sollte!

 

8. "Guildo Hat Euch Lieb"

 
Wann und wo war das? 9. Mai 1998 in Birmingham, UK

Diese Stars waren dabei: Guildo Horn & Die orthopädischen Strümpfe mit „Guildo Hat Euch Lieb!“, Dana International mit „Diva“ (Siegerlied) aus Israel und 23 weitere Teilnehmer

Warum wir uns daran erinnern: Als Guildo Horn 1998 beim Eurovision Song Contest für Deutschland antrat, war auch unsere brave Phase vorbei. Der in hellblauer Seide gewandete Schmalzsänger sang über Harmonie, Glück und den Poesie-Album-Spruch „Piep, piep, piep, ich hab‘ euch lieb“. In seiner Heimat entstanden über den unernsten Auftritt heftige Kontroversen. 

 

9. Der Gruselclown-Moment

 
Wann und wo war das? 3. April 1976 in Den Haag, Niederlande
 
Diese Stars waren dabei: Peter, Sue & Marc mit „Djambo, Djambo“ und 17 weitere Interpretinnen und Interpreten
 
Warum wir uns daran erinnern: Als verstörend empfanden viele Menschen den Auftritt eines alten, gruseligen Zirkusclowns mit dem Schweizer ESC-Trio. Unbehagen machte sich breit, dennoch landete der Beitrag auf Platz 4 und geriet eben nicht, wie viele andere Auftritte, in Vergessenheit. Die Faszination des Grauens wirkt!

 

10. Der „Epic Sax Guy“ als Meme-Sensation

 
Wann und wo war das? 25. bis 29. Mai 2010 in Oslo, Norwegen

Diese Stars waren dabei: SunStroke Project & Olia Tira mit „Run Away“ und 38 weitere Interpretinnen und Interpreten

Warum wir uns daran erinnern: Sergey Stepanov, Saxophonist der moldauischen Band SunStroke Project, legte sich im Rampenlicht voll ins Zeug. Sein erratisches Spiel ging im Internet viral, zahlreiche Memes und Remixe waren die Folge – darunter eine 10-stündige Loop-Version und „Saxrolling“-Pranks. Trotzdem reichte es nur für Platz 22. 
  

11. Der tanzende Gorilla

 
Wann und wo war das? 9. bis 13. Mai 2017 in Kiew, Ukraine

Diese Stars waren dabei: Francesco Gabbani mit „Occidentali’s Karma“ und 42 weitere Interpretinnen und Interpreten

Warum wir uns daran erinnern: Als Francesco Gabbani, Italiens Vertreter beim ESC 2017, seinen Song „Occidentali’s Karma“ präsentierte, sprang ihm urplötzlich ein tanzender Gorilla bei. Hinterher wurde klar: Der Affe war als Anspielung auf ein Buch von Desmond Harris gemeint, das die Oberflächlichkeit der westlichen Gesellschaft kritisiert. Der eingängige Popsong mit philosophischen Texten wurde zum Viral-Hit und erreichte Platz 6.

   
12. Griechische Krisenbewältigung mit Ironie

 
Wann und wo war das? 14. bis 18. Mai 2013 in Malmö, Schweden
 
Diese Stars waren dabei:
Koza Mostra feat. Agathonas Iakovidis mit „Alcohol Is Free“ und 42 Interpretinnen und Interpreten
 
Warum wir uns daran erinnern: Mitten in der Schuldenkrise schickte die Band Koza Mostra mit dem Rebetiko-Ska-Punk-Song „Alcohol Is Free“ ins Rennen. Der ironische Partyhit, gesungen größtenteils auf Griechischmit englischem Refrain, spielte auf das Finanzdesaster an. Die Interpreten wirkten betrunken und taumelten sich tatsächlich bis auf den 6. Platz. Plattes Sauflied oder geniale Satire? Die Gelehrten streiten sich bis heute. Yamas!

 
13. ABBAs ESC-Waterloo

 
Wann und wo war das? 6. April 1974 in Brighton, UK

Diese Stars waren dabei: ABBA mit „Waterloo“ und 16 weitere Interpretinnen und Interpreten

Warum wir uns daran erinnern: Zero Points für ABBA??? Natürlich hat die schwedische Band den ESC 1974 haushoch gewonnen, doch Gastgeber Großbritannien fand den Auftritt mies und vergab spektakuläre 0 Punkte. „Waterloo“ eroberte anschließend weltweit die Charts und gab damit den Startschuss für eine wahnsinnige musikalische Karriere.

 

14. Wo bleibt denn der Gesang?

 
Wann und wo war das? 12. bis 16. Mai 2009 in Moskau, Russland

Diese Stars waren dabei: Quartissimo mit „Love Symphony“ und 42 weitere Interpretinnen und Interpreten

Warum wir uns daran erinnern: Slowenien reichte für den ESC 2009 den Beitrag „Love Symphony“ von Quartissimo ein, ein rein instrumentales Stück ohne Gesang: ein klarer Verstoß gegen die ESC-Regeln, die Live-Gesang vorschreiben. Eine Zulassung bekam die Band damit nicht, doch sorgte der kühne Versuch, die Regeln zu umgehen, für eine breite Diskussion über Kreativität versus Regelkonformität. Auch ein Gewinn!

 

15. Das 4-fache Siegerchaos

 
Wann und wo war das? 29. März 1969 in Madrid, Spanien

Diese Stars waren dabei: Salomé (Spanien) mit „Vivo Cantando“, Lulu (Großbritannien) mit „Boom Bang-a-Bang“, Frida Boccara (Frankreich) mit „Un Jour, Un Enfant“, Lenny Kuhr (Niederlande) mit „De Troubadour“ und 12 weitere Interpretinnen und Interpreten

Warum wir uns daran erinnern: Dieser Eklat führte zur Einführung der Tiebreak-Regeln beim ESC: Vier Länder mit gleich viele Punkten gewannen 1969 allesamt den ESC, was zu jeder Menge Chaos und schier endlosen Kontroversen führte. Mehrere Länder boykottierten aus Wut sogar den ESC 1970. Zum Glück haben wir dafür eine Lösung gefunden. 

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Noch ein paar Fun Facts zum Eurovision Song Contest

  • Ursprünglich initiiert wurde der Wettbewerb 1955 von Marcel Bezençon, dem damaligen Generaldirektor der Schweizerischen Rundfunkgesellschaft und Vorsitzenden der Programmkommission der Europäischen Rundfunkunion (EBU) - die Idee: ein europaweiter Musikwettbewerb nach dem Vorbild des italienischen Sanremo-Festivals.
  • Beim bekannten "Theme-Song" (Erkennungsmelodie des ESC) handelt es sich um das Präludium aus dem „Te Deum“ von Marc-Antoine Charpentier. Das einprägsame klassische Stück wurde gegen Ende des 17. Jahrhunderts am Hof von Ludwig XIV. entwickelt und wird seit 1956 als offizielle Erkennungsmelodie des Eurovision Song Contests verwendet.

 

  • Die deutsche Band "Wind" ist die Musikgruppe, die bislang am häufigsten (nämlich dreimal) beim ESC teilgenommen hat (1985, 1987 und 1992). Auch "Hot Eyes" aus Dänemark und "Zdob si Zdub" aus Moldau waren dreimal mit dabei. Noch häufiger als Einzelpersonen traten allerdings Solokünstler wie Fud Leclerc (Belgien, 4 Teilnahmen) oder Valentina Monetta (San Marino, 4 Teilnahmen) auf.
  • Deutschland zahlt für die Teilnahme am Eurovision Song Contest (ESC) eine jährlich variierende Gebühr an die European Broadcasting Union (EBU). Diese sogenannte Teilnahmegebühr lag im Jahr 2023 bei 473.000 Euro und für 2024 bei 454.905 Euro.

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Der Stream von SCHWARZWALDRADIO ist ein einziger musikalischer Rückblick, in den schon viele Oldie-Fans versunken sind. Gesellen Sie sich zu uns auf eine Insel der Zeiten, um den schnöden Alltag gegen eine Achterbahnfahrt der Retro-Emotionen zu tauschen. Bei uns erleben Sie Musikgeschichte wie wohl nirgendwo sonst, egal ob Fleetwood Mac, Bruce Springsteen oder Aretha Franklin. Übrigens: ESC 2025 Tickets gibt’s keine mehr, der Eurovision Song Contest 2025 kommt aber wie immer im TV. Wobei: Radiohören ist doch viel schöner, oder?

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